Change: Über den Umgang mit Veränderung in turbulenten Zeiten

“Puh… was sind das bloß für Zeiten! Was ist nur los? So viele Veränderungen, das macht mich ganz krank!”

“Lea, meine Liebe, red dir doch bitte nichts ein!”

“Ähm, was meinst du?” Lea schaute auf.

“Na, was glaubst du, was passiert, wenn man sich einredet, dass man krank wird? Schon mal was von Self-fulfilling Prophecy gehört?”

“Oh man. Soll ich das jetzt auch noch gut finden? Die ganze Unruhe in der Company und die Sache mit dem beknackten Nachbarn…!”

“Nein, natürlich nicht. Aber vielleicht macht es ja Sinn, das ganze zumindest neutral zu betrachten.” Frieda grinste, sie ahnte, was jetzt kam.

“Neutral?? Pffff …” Lea stöhnte, “Was meinst du denn damit? Soll mir jetzt alles egal sein?”

“Na, im Grunde gehts eigentlich nur darum, dass man weniger kommentiert und die Dinge sachlich betrachtet. Es ist eben, wie es ist. Die Dinge sind, wie sie sind.”

“Okeeee?” Lea gluckste.

“Es ist, wie es ist. Und es wird, was du daraus machst. Du weisst doch: Du hast keine Kontrolle über die Umstände, aber du hast Kontrolle über deine Reaktion auf die Umstände…”

“Toll.” prustete Lea heraus. “Wie soll das bitte gehen? Soll ich mir jetzt alles schön reden, was auf der Welt passiert?

“Nein, aber sich alles schlecht zu reden, ist eben auch nicht die Lösung. Nur weil Jammern gesellschaftsfähig ist. Meckern und anprangern! Alles Negative kommentieren, als ob das helfen würde! Das macht nun wirklich keinen Sinn! Es sei denn, du willst depressiv werden.”

“Hallo?! Machst du es dir da nicht zu einfach?”

“Gegenfrage: Willst du es dir denn unbedingt schwer machen? Wem hilft das? Das Leben ist schwer, Menschen sind egoistisch, überall Gefahren … das ganze Blabla. Auf Dauer merkt man doch, dass einen das nur runterzieht und niemandem etwas bringt.”

“Liebe Frieda. Das klingt doch sehr theoretisch!”

“Findest du? Vielleicht ist es einfach nur Übungssache. Man kann sich eben angewöhnen, alle Ereignisse negativ zu kommentieren. Und man kann es sich wieder abgewöhnen, alles zu kommentieren. Die Stoiker wussten das schon, die Buddhisten auch, sogar Shakespeare… Ich zitier mal: It´s nothing either good or bad but thinking makes it so!”

“Hm… “ Lea gab ein schmatzendes Geräusch von sich, wie immer, wenn sie in Gedanken war. “Ja, das hattest du ja schon mal erwähnt. Ich glaube, ich versteh ein bisschen was du meinst. Aber … es sind doch gerade soo viele Dinge, die passieren. Ehrlich gesagt, dass macht mich wirklich krank.”

Frieda grinste.

Lea stutzte und schaut sie mit zusammengekniffenen Augen an: “Meinst du wirklich, dass man sich so etwas selbst einreden kann?” fragte sie dann langgezogen.

“… ich finds zumindest plausibel. Und ich hab schon viel darüber gelesen, und es gibt Studien. Self-Fulfilling Prophecy, Placebo-Effekt, … das ist doch alles nachgewiesen. Ich denke also, es ist den Versuch wert, darauf zu achten, was man sich selbst so erzählt. Stell dir mal vor, es wäre wirklich so, dass jeder sich negatives Zeug einredet und damit alles noch anstrengender macht! Das wäre doch krass. Deswegen gewöhne ich mir jetzt das Kommentieren ab. Klappt natürlich nicht immer, aber immer öfter… Und ich denke dann: “Oho, lauter interessante Impulse!”

“Interessante Impulse? Ziemlich sarkastisch, finde ich…”

“Ansichtssache.” Frieda stupste sie an. “Es geht ja nicht darum, dass ich alles GUT finden muss. Sondern es geht darum, sich nicht reinzusteigern! Dinge sachlich zu sehen und eine Abwärtsspirale zu vermeiden. Es ist einfach, wie es ist. Die Welt dreht sich, wie sie will.”

“Aber wie schaffe ich es, mit den ganzen Ereignissen so entspannt umzugehen?

Frieda setzte sich aufrecht hin. “Du weisst ja, was bei mir noch vor einiger Zeit los war. Krasse Änderung im Job. Und das mit Maren. Das hatte mich auch ganz schön verspult.”

“Ja…” Lea erinnerte sich. An Friedas unruhige Zeiten, an die bedrückten Gespräche, aber auch daran, dass sie erstaunlich schnell wieder die Alte war “… und was hast du dann gemacht?”

Frieda blickte Lea offen an und es sah aus, als ob es in ihren Augen blitzte: “Das kann ich dir tatsächlich sagen. Ich hatte einen 7 Punkte Plan. Na, eigentlich war es gar kein Plan. Es waren eher eine Reihe von Punkten, die ich mir notiert habe.” Frieda stand auf und ging nach nebenan. Als sie zurückkam hatte sie ihren Laptop unter dem Arm, stellte ihn auf den Boden und klappte ihn auf. “Hier” sagte sie, “Meine Liste…”

Friedas Liste:

  • Step by Step: Wenn du festhängst, wenn du überfordert bist, wenn die Lage unübersichtlich ist: Gehe Step by Step. Frag dich: Was ist der nächste kleinste Schritt, den du jetzt machen kannst? Und wenn du dann immer noch überfordert bist: Halbiere diesen kleinen Schritt nochmal.

  • Akzeptiere, was ist. Der Aha-Moment: Nur weil ich etwas akzeptiere, bedeutet das nicht, dass ich es GUT finden muss. Es bedeutet auch nicht, dass es nicht wieder besser werden kann. Es bedeutet nur, dass es eben JETZT so ist wie es ist.
    Es hilft niemanden, über das Wetter zu hadern und schlechte Vibes in die Welt hinauszupusten. Hadern hält einen nur in der Dunstglocke der Ohnmacht fest. Mit Akzeptanz jedoch kommst du vom Rückwärtsgang wieder in den Vorwärtsgang.

  • Mach einen Realitätscheck deiner Gedanken: Ist die Situation wirklich so schlimm, wie sie sich anfühlt? Bist du jetzt gerade in Gefahr?
    Fokussiere dich auf das, was du denken willst. Nach vorne gerichtet! Frag dich: Wie wäre es stimmig? Wie WILLST du dich fühlen? Hilft dir der aktuelle Gedanke jetzt gerade weiter? Welcher Gedanke würde dir besser helfen?

  • Lerne, mit offenen Fragen zu sein. Du musst nicht alles wissen. Du musst nicht immer einen Plan haben. Ent-spann dich in den Prozess. Ent-Spannen heisst, die Spannung herauszunehmen.
    Schau dir die großen Ereignisse in deinem Leben an und stelle fest: Die grossen Ereignisse in deinem Leben konntest du nicht planen.

  • TRUST. Was ist das Gegenmittel für Angst? Es ist Vertrauen.
    Übe dich also im Vertrauen-Haben.
    Was hast du nicht alles schon hinbekommen!? Ist es nicht immer weitergegangen, sogar oft ziemlich gut?
    Übe dich im Fokussieren. Statt Schwarzmalszenarien frag dich: Was, wenn´s gut wird? Was, wenn es auch hier eine gute Lösung geben wird? Was, wenn sich alles fügt? Stelle dir eine Affirmationsfrage: Was spricht dafür, dass ich alles gut hinbekomme?

  • Support: Was hat dir in der Vergangenheit schonmal geholfen? Was brauchst du? Was motiviert oder inspiriert dich? Such dir etwas aufmunterndes, ein Buch, einen Text oder einen Youtube-Talk, den du dir immer wieder anhörst.
    Und Verbundenheit hilft einem angeschlagenen Nervensystem. Mit welchem wohlgesonnenen Menschen kannst du also reden?
    Geh raus, in die Natur, um den Block, ein Tier beobachten. Schlafen. Mach Musik an.

  • Beschluss fassen: Peace please.

Lea´s Gedanken ratterten. Nach einer Weile fragte sie abwesend: “Was meinst du denn mit “Beschluss fassen”?”

Frieda lachte. “Ich habe tatsächlich aktiv beschlossen, dass ich Frieden haben möchte. Ich wollte keinen Groll. Ich wollte Frieden - für mich - und ich habe mich irgendwie gedanklich darauf ausgerichtet. Doch selbst wenn ich irgend einen Groll hatte, habe ich mich nicht dagegen gewehrt. Ich war dann eben wütend, oder traurig oder so, habs nicht unterdrückt, aber eben auch nicht aktiv befeuert … verstehst du, was ich meine?”

Lea blickte auf, und es schien, als würde sie nicken, wenn auch nur mit einer Millimeterbewegung.

Ich habe mir diese Liste in den Laptop geschrieben und immer wieder angeschaut. Das hat wirklich gut funktioniert. Und ich habe festgestellt: Es war wirklich hilfreich, dass ich mich in den letzten Jahren schon mit sowas wie Selbstreflexion und Mindset befasst habe. Da heisst es ja auch immer so schön, dass man in guten Zeiten üben soll, und nicht erst wenns knallt. Man will ja schliesslich auch keinen Feuerwehrmann, der zum ersten Mal einen Schlauch in der Hand hält, wenn es richtig brennt.” Sie lächelte.

Was hat dir denn davon am meisten geholfen?” Lea klang, als ob sie weit weg war und trotzdem ganz präsent.

“Das ist schwer zu sagen, meine Liebe. Auf jeden Fall hat mir Reden sehr geholfen. Mit dir, und mit anderen. Es hilft beim Sortieren. Und das Gefühl der Verbundenheit ist wirklich gut für das Nervensystem, das habe ich gemerkt. Und .. ach ja, ich habe mich an die Idee erinnert, dass man sich lieber FÜR etwas entscheidet, und nicht GEGEN etwas. Hin-zu statt weg-von. Also zum Beispiel für Freiheit, für den Flow, für Klarheit, für mich, für SERENDIPITY! Für meinen eigenen Weg. Und ich habe darauf geachtet, dass ich Entscheidungen aus einer positiven Intention treffe, und nicht aus Angst. Angst ist kein guter Berater, das hat ja schon die alte Poschlgruberin gesagt, aus der Grundschule. Glaube ich zumindest.” Sie lachte. Ach ja, und ausserdem habe ich mir überall Erinnerungen hingekritzelt. Reminder, die mich irgendwie angesprochen haben. Also quasi nochmal eine Kurzform meiner Punkteliste.”

Frieda sah zu Lea hinüber. “Weisst du was? Ich könnte zwar noch ewig weiter philosophieren, aber ich glaube, jetzt ist erstmal Zeit ein Eis. Was meinste?”

“Rhetorische Frage! Vortreffliche Idee!” Leas Augen funkelten und in Sekundenschnelle war Frieda in der Küche verschwunden.

“Bitteschön die Dame” lachte Frieda einige Sekunden später als sie Lea ein Nogger Choc überreichte. “Und das hier habe ich dir auch mitgebracht…”

Sie übergab Lea ein winziges Ringbüchlein mit 12 laminierten Blättchen, die etwa so gross waren wie Visitenkarten. “Für dich. Das sind meine Reminder.”
Und dann strahlte sie erst Lea an, dann ihr Eis und begann - ganz langsam - die Schokoladenhülle von ihrem Eis herunterzuknabbern.

Epilog - Das steht auf Friedas Remindern:

  • Trust

  • The dots will connect *

  • It`s not that serious **

  • Start where you are. Use what you have. Do what you can. ***

  • Panta Rhei (Alles fließt)

  • No risk, no magic :-)

  • Sein. Tun. Haben. ****

  • Just observe. Don´t judge.

  • What if… *****

  • (Ab) in die Mitte ******

  • Durch die Angst durchgehen

  • Love

Anmerkungen:
* nach der Rede von Steve Jobs “Connecting the dots”
** Queen Latifah´s best advice in the Drew Barrymore Show
*** Zitat Arthur Ash
**** d.h. konzentrier dich zuerst aufs SEIN (dann aufs Tun und Haben)
***** What if … + positive idea. —> Was wäre, wenns cool wird?!
****** d.h. in die eigene Mitte kommen. Atmen.

Bonus-Reminder: Du musst nicht mehr müssen. ♡

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