Man kann das Leben nur rückwärts verstehen: Über Wandel & Veränderung

Tut eine Geburt eigentlich weh? Also für denjenigen, der gerade zur Welt kommt?

Es ist davon auszugehen, dass eine Geburt sicherlich ein seltsames Unterfangen ist. Eine komplette Transformation. Eben war man noch ein Teil einer anderen Person, auf einmal existiert eine völlig andere Lebensumgebung.


Sollte es nun möglich sein, dass der junge Mensch, der gleich auf die Welt kommt, beschliessen könnte, nein, das will ich nicht, - tut ja weh! ... dann würde diese Idee nicht gut ausgehen. Es ist schliesslich nicht möglich, einfach unbefristet im mütterlichen Bauch zu verweilen. Alles hat seine Zeit - und ja, deswegen ist es auch Zeit für die Geburt. Und auch, wenn sie vielleicht kein besonders lustiger Akt an sich ist - sie hat ihren Sinn.


Rückblickend gibt es ebenfalls viele Ereignisse, die sich als sinnvoll erweisen, auch wenn sie für den Moment nicht besonders lustig waren. Ein Ortswechsel, ein Jobwechsel, ein Zeitenwechsel. Man hängt an dem alten Sofa, und doch - so stellt man im Nachhinein fest: Was für eine gute Idee es war, jetzt auf einem grösseren, gemütlicheren, funktionalerem Sofa zu fläzen. 

Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts.” sagte der dänische Philosoph Søren Kierkegaard vor über 150 Jahren. “Conncting the dots” nannte es Steve Jobs. In seiner Rede vor Uni-Absolventen der Stanfort Universität berichtet er über die Fügungen in seinem Leben (“I’m pretty sure none of this would have happened if I hadn’t been fired from Apple. It was awful tasting medicine, but I guess the patient needed it.”) Jobs zieht das folgende berühmte Fazit: Trust! The dots will connect.


“You can’t connect the dots looking forward; you can only connect them looking backward. So you have to trust that the dots will somehow connect in your future. You have to trust in something — your gut, destiny, life, karma, whatever. This approach has never let me down, and it has made all the difference in my life.”


Möglicherweise wird man in 200 Jahren in den Geschichtsbüchern lesen: Die grosse menschliche Transformationszeit von 2020-2035. Rückblickend wird man vielleicht einmal ganz klar erkennen können, dass in dieser Zeit (in der wir jetzt leben) ein grosser Wandel passiert ist. Allerdings kann man das eben erst mit Abstand erkennen. Niemand kündigt in den Tagesthemen an, dass morgen die grosse Transformationszeit anfängt.


Es ist wie in einer langgezogenen Kurve. Man merkt nicht einmal, dass man in einer Kurve ist. In einer langgezogenen Kurve kann man den Beginn der Kurve nicht genau erkennen und auch nicht das Ende. Man spürt nur irgendwie, dass etwas anders ist. Von oben (aus Sicht eines Kartenlesers) ist ganz klar, was gerade passiert: Eine langgezogene Kurve eben. Aber der Kartenleser hat einen Blick auf das grosse Ganze. Genau wie ein Historiker, der im Nachgang das Big Picture erkennt, die Wendepunkte, die einzelnen Epochen, Entwicklungsphasen. Steinzeit, Mittelalter, Industrielle Revolution.


Der Historiker kann die einzelnen Epochen schön datieren. Aber es kam eben auch 1760 niemand daher und hat angekündigt: “So Leute, nur zur Info, gerade fängt die industrielle Revolution an. Und das bedeutet, jetzt wird vieles anders. Am besten stellt ihr euch schon mal darauf ein! Dörfer werden zu Städten, Bauern zu Arbeitern und statt Handwerk gibt es jetzt Massenproduktion!”


Stellen wir uns also vor, wir sind vielleicht mitten in so einer lang gezogenen Kurve. Wir können sie nicht ändern und auch nicht einfach gerade biegen. Wir können ihr nur folgen - oder aus der Bahn geraten. Und doch können wir eine Menge Einfluss nehmen: Wir können umsichtig fahren, uns in die Kurve legen, Widerstand abbauen. Wir können die Fahrt geniessen, unsere Umgebung achtsam und staundend betrachten und nett zueinander sein. Wir können darauf achten, dass unsere Mitfahrer ebenfalls eine sichere Fahrt haben. Wir können uns eine Abenteuer-Attitude zulegen und ausrufen: “Alle anschnallen, los geht sie die wilde Fahrt!”. Wir können gespannt und neugierig sein, auf die Dinge, die uns erwarten, auf spannende, hilfreiche, kreative Erfindungen am Wegesrand. Wir können uns überraschen lassen! Wir können einfach das tun, was zu tun ist. Und wir können uns an der Rede von Steve Jobs erinnern: Trust.

You have to trust something. The dots will connect. ♡

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