Gelungene Tage: Mehr Energie, mehr vom Tag
Woran machen wir einen gelungenen (All-)Tag fest?
Energiemanagement für gelungene Tage
Liam hatte einen arbeitsreichen Tag: Im Büro gab spannende Kundenanfragen zu bearbeiten und nach der Arbeit kümmerte er sich um die Planung seiner Geburtstagsparty: Bis in den späten Abend erstellte er mit viel Liebe zum Detail diverse Listen und designte Flyer.
Danach fühlte er sich grossartig.
Patty´s Tag war ebenso arbeitsreich, doch sie enthielt hauptsächlich langweilige Routineaufgaben. Eine Abwechslung bestand lediglich darin, leidige Termine bei Frauenarzt und Steuerberater zu vereinbaren und ein Geschenk für die ewig nörgelnde Schwiegermutter aufzutreiben. Letzteres brachte sie beinahe um den Verstand: Da man es ihr ihrer Schwiegermutter grundsätzlich nicht recht machen kann, spukten Patty ihre imaginären Kommentare auf das noch gar nicht vorhandene Geschenk ganztägig durch den Kopf. Noch unangenehmer waren nur die Gedanken an die anstehende Steuererklärung.
Abends fühlte sie sich wie erschlagen.
Wenn wir etwas tun, das uns Freude macht oder bedeutsam erscheint, dann bringt uns “positiver Stress” in Schwung. Dann kosten Aufgaben nicht nur Energie, sondern geben uns gleichzeitig Energie zurück. Für einen abendlichen Tagesrückblick ist dann nicht das objektive Stresslevel entscheidend, sondern die persönliche Energiebilanz: Wir bewerten danach, ob und wieviel Energie wie erhalten haben oder ob wir unserer Energie beraubt wurden.
Doch wie mit energieraubenden Aufgaben umgehen?
Was können wir also tun, wenn sich nervige Routineaufgaben nicht vermeiden lassen? Und was machen wir mit dem Geschenk für die nörgelnden Schwiegermutter?
Dazu einige Gedanken:
“Kein Mensch muss müssen.” (Nathan der Weise): Betrachten wir es einmal so: Wir erledigen eine Aufgabe, weil wir es letztlich wollen. Weil wir nämlich noch viel weniger Bock auf die Konsequenzen haben, die entstehen, wenn wir diese bocklose Aufgabe nicht erledigen.
Ein Termin beim Steuerberater macht wenig Spaß, aber die Steuerprüfung, die bei Nicht-Erledigung anstünde, verbreitet noch viel weniger Vergnügen.Was ist dein “Why”? Was ist dein Ziel hinter der unliebsamen Aufgabe?
Patty´s Job enthält langweilige Routineaufgaben. Warum macht sie ihn trotzdem?
Vielleicht findet sie gerade keine bessere Alternative und vielleicht braucht sie das Geld für die Miete. Sie wohnt nämlich viel lieber in dieser hübschen Wohnung als im Wald.
Ausserdem spart sie für ihren Surfurlaub. Klares Why, oder?Widerstand kostet Energie.
Oft stellen wir fest: Eine Aufgabe ist eigentlich in 30 Minuten erledigt. Aber sie vergrätzt uns dermassen, dass wir uns vorher, währenddessen und im Nachgang tatsächlich stundenlang gedanklich mit ihr beschäftigen. Wir erzählen uns selbst pausenlos, was das alles für ein Käse ist! Und vielleicht erzählen wir es auch noch unserem Nachbarn, der dann aus purer Empathie seine Energie gleich mit verschleudert.Wie kann sich Widerstand auflösen?
Je mehr wir uns gegen etwas wehren, das wir am Ende sowieso tun werden, desto mehr Energie verbrauchen wir, und desto sinnloser ist dieser Energieverbrauch. Der gärende Zielkonflikt kommt einer laufenden Heizung gleich, die bei - 10 Grad und offenem Fenster läuft.
Wie wäre es also, das ungeliebte Ding ganz einfach einzupreisen? Wenn wir etwas sowieso tun werden, dann können wir es auch einfach und ohne “mentale Umwege” tun. Wir schreiben die Zeit gedanklich ab und denken uns: “Was soll´s, ran an die Sache und in einer Stunde ist der Spuk vorbei.” Und dann machen wir uns daran, die Angelegenheit so entspannt und unverkrampft wie möglich zu erledigen.
Und: Wenn die Chancen auf Anerkennung einer Schwiegermutter sowieso niedrig stehen - wieso sich dann mit kreativen Ideen aufreiben? Dann wird eben die nächste sich bietende Idee umgesetzt; das Ergebnis wird sowieso immer gleich ausfallen.
Also, falls kein Geschenk (oder Scheidung) keine Option darstellen: Durchatmen, Geschenk bestellen und akzeptieren, dass gemeckert wird.
Und einen Haufen mentaler Energie sparen!Widerstand in Neugier umwandeln.
Wir können inneren Widerstand auch schmälern, indem wir die Perspektive wechseln: Wir schalten von Widerstand auf Neugier.
Die Frage lautet: Was könnte an dieser traumatisch-öden Sache interessant für mich sein? Gibt es irgendeinen Aspekt, der mich ein kleines bisschen anspricht?Nehmen wir beispielsweise an, wir sollen uns in ein unliebsames Thema neu einarbeiten. Wir könnten uns folgende Fragen stellen: Warum sind andere so begeistert davon? Wo steckt der Vorteil? Wie könnte es meinen Job erleichtern?
Oft geht es nur darum, einen richtigen Einstieg zu finden.
What you resist persists
(Carl Gustav Jung)
Flow nutzen
Ein Ergebnis wird nicht dadurch wertvoller, dass wir es uns besonders schwer machen, es zu erreichen.
Kinder sind unsere Lehrer, heisst es manchmal. Kinder spielen selbstvergessen und leben im Moment. Sie sind intrinsisch motiviert, niemand muss sie von aussen animieren. Nebenbei sind sie höchst produktiv und lernen - spielerisch - sämtliche lebensnotwendigen Fähigkeiten.
Auch als Erwachsene können wir in so einen Zustand geraten, den Mihaly Csikszentmihalyi FLOW nennt. Im Flow-Zustand sind wir produktiv, ohne besonders angestrengt zu sein. Im Flow gehen uns Aufgaben leicht von der Hand, wir sind im Tun versunken und vergessen die Zeit. Und das beste: Ergebnisse entstehen oft ganz nebenbei.
Doch wie kommt man in einen Flow?
Csikszentmihalyi hält fest: Flow entsteht, wenn wir konzentriert und mit ganzem Herzen bei der Sache sind und uns einer Aufgabe wirklich hingeben. Im Alltag gelingt das oft nicht: Mit ganzem Herzen bei einer Sache zu sein ist genau das Gegenteil davon, Dinge lieb-los abzuarbeiten und parallel die nächsten 5 To-dos durchzudenken.
Für Flow ist es notwendig, ohne Druck zu sein oder die Angst, sich lächerlich zu machen. Flow selbst kann man nicht erzwingen, aber man kann günstige Bedingungen schaffen bzw. ungünstige Bedingungen vermeiden: Zum Beispiel indem wir den Druck von unseren eigenen Ansprüchen nehmen oder Zeit-Druck vermeiden, uns also (mehr) Zeit und Muße gönnen.
Damit Flow entstehen kann, muss zudem die perfekte Balance zwischen Machbarkeit und Herausforderung bestehen. Die Aufgabe darf also weder zu schwer noch zu einfach sein. Das Flow-Erlebnis ist damit zutiefst individuell und hängt von dem passenden Mix zwischen den eigenen Fähigkeiten und den Anforderungen der jeweiligen Aufgabe ab.
The other place - Balance matters
Rocky Valentine ist Zeit seines Lebens ein Verbrecher gewesen. Bei einem Raubüberfall wird er erschossen; doch als er aufwacht, wird er von einem freundlichen Mann namens Pip begrüßt. Pip führt Rocky in ein Luxusappartement und eröffnet dem erst Misstrauischen, dass er den Auftrag hat, ihm all seine Wünsche zu erfüllen. So bekommt Rocky alles, was er möchte: Kulinarische Köstlichkeiten, teure Anzüge, Geld, Luxus, Frauen, Glücksspiel.
Nun ahnt Rocky, dass er tot ist und schliesst aus seiner neuen Situation, dass er im Himmel gelandet und dass der Fremde wohl sein Schutzengel ist. Er geniesst seine neuen Vorzüge, und das Glück, so scheint es, ist nun vollständig auf seiner Seite: Im Glücksspiel gewinnt er jedes Mal, die Frauen himmeln ihn an und er bekommt jeden Geldbetrag, den er sich wünscht.
Nach einer Weile wird Rocky dieses Leben zu langweilig und er bittet um eine Herausforderung. Doch schnell stellt er fest, dass eine vermeintliche Herausforderung durch ihren geplanten Ausgang jeden Nervenkitzel nimmt. Rocky schließt daraus, dass der Himmel nicht der richtige Platz für ihn ist; hier würde er vor Langeweile den Verstand verlieren. Er ruft Pip und bittet diesen, ihn an “den anderen Ort” (the other place) zu bringen.
Pip erwidert: "Der Himmel? Wie kommen Sie auf die Idee, dass Sie im Himmel sind, Mr. Valentine? Das hier ist der andere Ort!"
“A nice place to visit” ist eine Folge aus der Twilight Zone Serie von 1960. Der Titel basiert auf dem Sprichwort “A nice place to visit but I wouldn't want to live there”
Wir ahnten es: Es geht nicht darum, gar keine Herausforderungen zu haben.
Besonders stolz fühlen wir uns doch, wenn wir ein Problem gelöst haben oder wenn uns etwas gar nicht so Einfaches gelungen ist. Etwas Reibung darf schon sein, sonst treten wir auf der Stelle und entwickeln uns nicht weiter. Aber: Zu herausfordernd sollte es auch nicht sein, weil dies wiederum die Motivation raubt oder uns direkt in den Panikmodus bugsiert.
"Spannst Du eine Saite zu stark, wird sie reißen.
Spannst Du sie zu schwach, kannst Du nicht auf ihr spielen."
(Buddha)
So what? 3 Ansätze für dein Energiemanagement und gelingende Tage
Selbstreflexion
Wer sich besser kennt, kann besser handeln. Wenn wir wissen, wie wir ticken, können wir darauf reagieren. Wenn wir wissen, was uns Energie raubt, können wir diese Aufgaben umstellen oder bestenfalls streichen. Energiegebende Aufgaben können wir erweitern oder häufiger tun.
Wie lernt man sich besser kennen? Einen Einstieg in die Selbstreflexion findest du hier:
Beispiele für Reflexionsfragen und Kompass-Fragen zum NachdenkenWiderstand auflösen
Am Ende des Tages ist es oft schlicht die unnötig verpuffte Energie, die unsere Tageswertung trübt. Daher zum Vorschlag: Weniger müssen müssen. Der Granufink-Ansatz ;) schlägt vor, dass wir das Wort Müssen am besten ganz aus unserem Vokabular streichen.
Weniger Müssen = weniger Widerwillen = weniger Energieverbrauch.
Unsere Energie sparen wir ebenfalls, indem wir mögliche Hürden, Nerviges oder Umwege einfach einpreisen. Wir akzeptieren damit, dass diese Dinge da sind und wir Situationen jetzt gerade nicht ändern können - oder wollen.
Die Idee kann sogar weitergesponnen werden, indem wir an Dingen, die unseren Widerstand provozieren, versuchen, irgendeinen interessanten Aspekt zu finden.Flow nutzen
Auf weniger Druck und den richtigen Machbarkeits-Mix zu achten sind gute Voraussetzungen, um ein Flow-Erlebnis zu schaffen.
Ideal also, wenn Aufgaben nicht zu schwer und nicht zu leicht sind.
Zudem tun wir uns einen Gefallen, wenn wir einfach mal den Druck rausnehmen:
Zeit-Druck reduzieren: Zeit-Puffer setzen und Freiräume schaffen.
Ergebnis-Druck reduzieren und uns bewusst machen: Worum geht es eigentlich? Bei den meisten Angelegenheiten geht es doch selten um Leben oder Tod oder darum, eine Gehirnoperation durchzuführen. Warum also alles so ernst nehmen? Wenn es doch lustiger viel lustiger ist?
Auf einen gelungenen Tag!
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Die Dinge sind nie so, wie sie sind. Sie sind immer das, was man aus ihnen macht.
(Jean Anouilh)
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