Mehr Wertschätzung für dich

Das mit der Wertschätzung ist ja so eine Sache: Es könnte gerne etwas mehr sein, oder? Sehen wir das nicht alle so?

Schauen wir uns einmal an, wie ein kognitiver Denkfehler unseren Blickwinkel verändert - und was am Ende zählt.

Erhältst du die angemessene Anerkennung für deine Leistung?

Am Montag hat Lisa die Welt gerettet.

Das Projekt, in dem sie wochenlang beschäftigt war, wurde an diesem Tag erfolgreich beendet. Lisa fühlt sich wie Superwoman. Was für ein Hammer-Ergebnis! Und ihr Beitrag war mehr als entscheidend! Niemand sonst hat so viel Gedanken und Herzblut eingebracht, niemand hat kreativere Impulse geliefert. Doch am Ende der Woche erkennt sie: Der Gruppenapplaus ist da, doch niemand würdigt ihren überdurchschnittlichen Einsatz! Lisa ist enttäuscht: Sie hat deutlich mehr Anerkennung für ihre Leistung erwartet.


Kennst du dieses Gefühl? Warst du auch schon einmal der Meinung, dass deine Leistung etwas mehr Ruhm und Ehre verdient hätte?


Tja. So geht es den meisten. 


Die schlechte Nachricht: Was auf den ersten Blick tröstlich erscheint, dämmert uns auf dem zweiten: Wenn überdurchschnittlich viele Menschen der Meinung sind, ihr Beitrag sei überdurchschnittlich (und die verbundene Wertschätzung damit unterdurchschnittlich), dann stimmt leider rechnerisch etwas nicht. 

Denkfalle: Der Verfügbarkeitsfehler

Ein Gefühl von zu wenig Wertschätzung basiert manchmal schlicht auf einem gängigen Phänomen: dem Verfügbarkeitsfehler.
Ein Verfügbarkeitsfehler ist eine kognitive Verzerrung, eine Art unbewusster Denkfehler, über den wir alle manchmal stolpern. Ein Verfügbarkeitsfehler liegt vor, wenn wir Ereignisse unbewusst für wahrscheinlicher halten, weil sie leicht aus unserem Gedächtnis abrufbar sind. Sprich: Was uns leichter einfällt, halten wir (unbewusst) für wahrscheinlicher.


Fragt man z.B. danach, wie hoch der persönliche Anteil an Tätigkeiten (z.B. Aufräumen etc.) in einer Partnerschaft ist, so ergibt sich regelmässig eine Summe von über 100 %. Jeder kann sich eben an seinen eigenen Einsatz besonders gut erinnern - und hält sich dann gerne für überdurchschnittlich engagiert.


Im Falle von Lisa: Natürlich kann sich Lisa an ihre eigenen Ideen, Gedanken, Entwürfe, Diskussionen, Telefonate, Protokolle, Papierberge, Korrekturen und Lösungsansätze besser erinnern als an die der anderen.

Natürlich hat sie einen besseren Überblick (und die besseren Erinnerungen) über ihre eigenen Handlungen hat als über die der anderen.

Und umgekehrt ergeht es den anderen ebenso.

Wie leicht fallen uns wie viele Beispiele ein?

Ein weiterer Aspekt hat Einfluss auf unsere Selbsteinschätzung:

Die Menge der Beispiele, die uns mühelos einfallen.

Lisa erinnert sich wahrscheinlich relativ leicht an drei ihrer Beiträge, die für das Projekt wichtig waren. Wenn man sie jedoch nun bitten würde, zwölf konkrete Beispiele (anstatt 3) zu benennen, dann hätte sie vermutlich einige Schwierigkeiten. Und diese Schwierigkeit, sich an die eigenen Beispiele zu erinnern, würde Lisa dazu veranlassen, ihre Selbsteinschätzung im Geiste nach unten zu korrigieren.  


Experimente bestätigen das: In einem Experiment wurden Probanden aufgefordert, 6 oder 12 Beispiele für ihre Durchsetzungsfähigkeit aufzulisten. Diejenige Gruppe, die 12 Beispiele nennen sollte (was relativ schwer fiel), schätzte sich anschliessend auf einer Skala als weniger durchsetzungsstark ein als die Vergleichsgruppe, die nur 6 Beispiele aufzählen sollte (was relativ einfach fiel).


Übrigens: Der Verfügbarkeitsfehler begegnet uns täglich.
So wird z.B. nach einem Flugzeugabsturz das Fliegen als viel riskanter eingeschätzt, als es tatsächlich ist.

💡Je markanter negative Ereignisse durch die Medien in unser Bewusstsein geraten, desto “leichter abrufbar” sind sie für unser Gehirn und desto höher schätzen wir ihr Risiko ein.

Ein (zu) gutes Selbstbewusstsein

Und unsere Spezies stolpert gerne über weitere Denkfallen. Eine von ihnen lautet: Wir haben eine Tendenz zur Selbstüberschätzung (Overconfident bias). Dabei ist ein grosses, positives Selbstbewusstsein durchaus nichts Schlechtes. Nur geht eben die Wertschätzungs-Rechnung nicht auf, wenn sich zu viele Leute überschätzen.

Der Overconfident Bias zeigt sich beispielsweise darin, dass sich in Umfragen die große Mehrheit der Autofahrer für überdurchschnittlich gut hält (in der Regel sind es mehr als 80 %, die sich für überdurchschnittlich talentierte Fahrer halten). Ebenso zeigt er sich, wenn die Zeit unterschätzen, die wir für bestimmte Tätigkeiten benötigen. Die Unterschätzung der Zeit ist die Folge der Überschätzung unseres Könnens.

Interessanterweise ist der Effekt übrigens bei schwierigen und komplexen Aufgaben ausgeprägter als bei einfachen.


Der Overconfident Bias macht dabei auch vor Experten nicht halt: Analysen zeigen beispielsweise, dass Börsenprofis im Schnitt nicht besser performen als der Index oder Affen, die in einen Los-Topf greifen.

Und auch wenn es die Businesselite nicht wahrhaben mag: Im Falle von guten Unternehmenszahlen wird der Faktor Glück regelmässig unterschätzt.

So what?
3 Tipps für mehr Wertschätzung für dich

Wenn wir also das nächste Mal bei uns eine Verstimmung über zu wenig Anerkennung und Wertschätzung bemerken, können uns folgende Impulse helfen:

  • Denkfallen-Bewusstsein

    Unser Gehirn lässt uns regelmässig in Denkfallen tappen und es ist kaum möglich, allen gedanklichen Fallgruben auszuweichen. Aber sie zu kennen, hilft uns dabei, bewusster mit ihnen umzugehen und uns neu zu fokussieren.
    Achten wir also bewusster auf den Verfügbarkeitsfehler: Bei der nächsten sich bietenden Situation bilden wir im Geiste die Summe der Selbsteinschätzungen aller Protagonisten und machen uns bewusst, dass das Ergebnis voraussichtlich bei über 100 % liegen wird.

    Dazu dürfen wir uns auch gerne folgende Fragen stellen:

    1. Wie genau weiß ich überhaupt, was und wieviel andere beitragen?

    2. Wann habe ICH eigentlich das letzte Mal die Leistung eines anderen gewürdigt? Wie ist es um meine Wertschätzung für andere bestellt? Könnte ich nicht mit gutem Beispiel vorangehen?

  • Die Variante für Progressive: Sich das Lob selbst abholen

    Wie wäre es, wenn wir uns fehlende Anerkennung und Wertschätzung einfach aktiv beim anderen abholen? “Ich find´ übrigens, das eben ist mir gut gelungen! Was meinst du?”


    Dabei spielt es keine Rolle, von wem wir uns ein Lob abholen oder was genau gewürdigt wird. Um eine positive Wirkung zu haben und im Unterbewusstsein zu wirken, muss das Lob nicht vom Vorstand oder dem Bundespräsidenten ausgesprochen werden. Würdigende Worte der Freundin über einen mutigen nächsten Schritt oder einen Teilerfolg verfehlen ihre Wirkung nicht - und sind deutlich einfacher zu erwerben.

  • Do it yourself: More Selfcare, please!

    Die gute Nachricht: Der größte Hebel für Anerkennung und Wertschätzung… tja: er liegt bei uns selbst. Ein Zitat von Autorin Byron Katie bringt es auf den Punkt: “Es ist nicht dein Job mich zu mögen - es ist meiner.

    Am Ende wird es sowieso nie in unserer Hand liegen, was andere tun.
    Ob andere uns loben, ob uns andere gut finden oder was sie über uns denken oder sagen.

    Daher ist dieser Tipp wohl auch der beste: Es liegt an uns, uns gut zu finden!

    Wir sind die wichtigste Person, auf deren Meinung wir etwas geben sollten. Und deswegen dürfen wir bei uns selbst anfangen, netter, ermutigender und gnädiger zu sein. Nicht nur andere, auch wir selbst sagen uns doch viel zu selten, wie gut, elegant, pragmatisch und kreativ wir Dinge gemeistert haben.


    Nehmen wir WertSchätzung doch einfach wörtlich: Wir. Schätzen. Unseren. Wert!

    In diesem Sinne: Finden wir uns einfach selbst gut! Seien wir stolz auf uns! Und freuen uns über unser Gelingen!

♡♡♡

”It´s not your job to like me. It`s mine.”
(Byron Katie)

 
Gänseblümchen im Fokus - Wertschätzung
 

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