Gedanken über die Zukunft, Teil II
Woher wir kommen und was noch kommt:
Gedanken über uns und unsere Zukunft
(Teil 2)
Die Schach-Reiskorn-Parabel
Es war einmal ein weiser Mann, der das Schachspiel erfunden haben soll. Der König, in dessen Reich er lebte war tief beeindruckt und versprach ihm eine Belohnung. Was er sich dafür wünsche, fragte der König den Weisen.
Dieser formulierte folgenden Wunsch: Er bat den König, ihm für das erste Feld des Schachbretts ein Reiskorn zu geben, für das zweite Feld zwei Reiskörner, für das dritte Feld vier Reiskörner und und so weiter, so dass sich die Anzahl der Reiskörner auf jedem Feld verdoppelt.
Der König war überrascht von dieser scheinbar bescheidenen Bitte und stimmte zu. Er erkannte nicht, dass er niemals so viel Reis besitzen würde.
Am Ende des Schachbretts ergibt sich eine unaussprechliche Anzahl von Reiskörnern, nämlich exakt 18.446.744.073.709.551.615. Diese Reismenge ist nicht nur schwer auszusprechen, sondern auch schwer vorzustellen: Sie würde die weltweite Reisproduktion bei Weitem übertreffen.
📌 Das Gewicht dieser Reismenge entspricht dem Gewicht von fast 10 Elefanten pro Mensch auf der Erde.
📌 Würde man diese Menge Reis auf Lastwagen verladen, käme man insgesamt auf eine Kolonne, die ein vielfaches der Strecke von hier bis zum Mond betragen würde.
Diese Entwicklung nennen wir exponentiell.
Die exponentielle Entwicklung des Menschen
Wenn wir uns nun unsere Geschichte betrachten, könnte es sich auch um eine exponentielle Entwicklung handeln.
Die ersten Vorfahren unserer Spezies Mensch gibt es vermutlich seit knapp drei Millionen Jahren. In dieser Zeit existierten mehrere Menschenarten parallel nebeneinander, von denen nur unsere Art, der Homo Sapiens, übrig geblieben ist.
Über Millionen von Jahren waren wir Jäger und Sammler. Ackerbau gibt es seit 10.000 Jahren und Fabriken quasi erst seit gestern (seit weniger als 250 Jahren).
Schauen wir uns dazu einige Eckdaten der Geschichte an:
Vor etwa 2,5 bis Millionen Jahren: Hier lebten die ersten Vorfahren des Menschen, u.a. der Homo rudolfensis, der Homo erectus (der aufrecht gehende Mensch, der ca. 2 Millionen Jahre überlebte), der Homo neanderthalensis (Neandertaler, vor ca. 130.000 bis 40.000 Jahren).
Seit 1,5 oder 2 Mio Jahren: Nutzung von Feuer
Seit 300.000 Jahren: Holz- und Steinwerkzeuge
Vor 50.000 Jahren: Kognitive Revolution. Der frühe Homo Sapiens entwickelt moderne Denk- und Verhaltensformen und eine bessere Fähigkeit, sich zukünftige Ereignisse vorzustellen. Sprache legt die Grundlage für komplexe Kooperation. Diese Entwicklung ermöglicht es, Pläne zu schmieden und kreative Lösungen zu entwickeln.
Vor 10.000 Jahren: Ackerbau und Viehzucht und Bau der ersten Siedlungen
Vor 4.000 bis 5.000 Jahren: Bau der Pyramiden
Vor etwas über 500 Jahren: Erfindung des Buchdrucks
(Schätzung: Die Zahl der lesenden Erwachsenen betrug Mitte des 18. Jahrhunderts rund 10 %. Um 1800 waren es ca. 25 %, um 1870 bereits 75 %, im Jahre 1900 konnten 90 % der Bevölkerung lesen)Vor 250 Jahren: Industrielle Revolution, d.h. Beginn der Massenproduktion durch den Einsatz von Maschinen. Fabriken entstanden.
Vor ca. 30 Jahren: Das Internet wird erfunden (und Google wird 1989 gegründet)
Seit Nov. 2022: ChatGPT
Und nun können wir erahnen, auf was für einer wildem Fahrt wir uns befinden.
Die Menschen existieren seit über 2 Millionen Jahren und seit ca. 200 Jahren kann die Mehrheit der Erwachsenen überhaupt lesen und schreiben. Vor 20 Jahren brauchten wir zum Nachschlagen noch ein Lexikon und mussten eine Bibliothek aufsuchen. Seit ein paar Monaten kann nun jeder unabhängig seines Bildungsgrads ein Referat über die Grundlagen der Quantentheorie mit Hilfe von ChatGPT verfassen - innerhalb von Minuten.
Welche Zukunftsbrille haben wir auf?
Angesichts der rasanten Entwicklungen beschleicht uns manchmal ein mulmiges Gefühl. Verständlich, denn niemand weiß, was die Zukunft bringt.
Und doch: Es scheint, als steuerten wir unbewusst genau auf das zu, woran wir glauben und womit wir uns beschäftigen - eine Art sich selbst erfüllende Prophezeiung. Wenn wir die Brille der Zukunftsangst aufsetzen, füttern wir unser Unterbewusstsein mit Angst.
Wenn wir hingegen die Hallo-Zukunft-ich-bin-gespannt-Brille aufsetzen, füttern wir es mit Ideen und positiven Perspektiven. Es ist wie im Gleichnis von den zwei Wölfen: In jedem von uns kämpfen ein schwarzer Wolf, der Wut und Angst symbolisiert, und ein weißer Wolf, der für Wohlwollen und Vertrauen steht. Und am Ende gewinnt der Wolf, den wir füttern.
Es ist unsere Entscheidung, welchen Wolf wir füttern. Es liegt in unserer Hand, welchen Dingen wir unsere Aufmerksamkeit und Energie widmen. Es ist unsere Entscheidung, ob wir uns selbst mit positiven Perspektiven füttern oder ob wir unserem Unterbewusstsein die Aufgabe geben, uns eine schwierige Zukunft zu beweisen.
Zukunftstechnologien
Wie wäre es also mit einem Blick durch die Möglichkeiten-Brille:
Vielleicht werden wir bald …
…eine bessere Gesundheitsversorgung haben. Einige Zukunftsforscher gehen davon aus, dass es bald sehr einfach, effektiv und günstig sein wird, auf die Gesundheit zu achten, indem wir Gesundheitschecks ganz selbstverständlich in unserem Badezimmer durchführen.
Und Megadatenbanken werden in der Lage sein, jede Diagnose absolut präzise zu stellen.Neueste Hirnforschungsergebnisse könnten das Schulsystem grundlegend verändern. Und Schüler lernen, echte Nachrichten von Fakenews zu unterscheiden und wie mit der wachsenden Menge an Informationen und Wissen umzugehen ist.
Wir können ganz neue Erfahrungen machen und viel mehr (mit)gestalten als je zuvor: Jeder kann heute selbst T-Shirts bedrucken, Videos drehen, ein Buch schreiben, Kunst machen. Und alle können davon profitieren: Von Yoga-Übungen im Netz, Youtube-Anleitungen zur Waschmaschinenreparatur und Ukulele-Lernvideos. Vor 20 Jahren war das noch undenkbar. Und das ist erst der Anfang. Exponentiell eben.
KI: Spielereien mit Midjourney
Apropos Gestalten: Hier nun ein Beispiel, was aktuell für Normalos möglich ist: Sämtliche Bilder in diesem Artikel habe ich mittels Midjourney erstellt. Diese KI ist ziemlich spektakulär: Man gibt einen Prompt ein, d.h. eine Textbeschreibung, wie das Bild auszusehen hat und dann: La voila…
So what
“Redest du dir das nicht einfach nur schön?”
könnten Skeptiker fragen. Die Antwort: Vielleicht. Allerdings reden wir uns ja ständig etwas ein, denn niemand weiss, was passieren wird. Sich etwas schlecht zu reden ist nichts anderes als sich etwas schön zu reden. Beides ist genauso objektiv falsch oder richtig, weil wir ja sowieso nur einen winzigen Bruchteil der Welt wahrnehmen.
Wie wäre es also, wenn wir uns regelmässig in kleinen Schritten auf neues Terrain wagen und uns mit unserer Zukunft beschäftigen? Neugierig bleiben, Dinge ausprobieren, Komfortzonentraining absolvieren, beobachten und staunen? Statt Kaninchen-vor-der-Schlange zu spielen, gehen wir mutig nach vorne.
„Wir können die Zukunft nicht voraussagen, aber wir können sie gestalten.“
(Peter Drucker)
Schönes Schlusswort!
… und noch ein Tool-Test: Motivations-Shorty mit Lumen5 (AI Videomaker)
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