Die Serendipity Blogparade

Es gibt nichts Gutes ausser man tut es

Ich war gerade dabei, einen neuen Blogpost zu verfassen und er sollte sich mit dem Serendipity-Mindset beschäftigen. Doch irgendwie war ich abgelenkt, wuselte im Netz herum und stieß dabei auf eine Blogparade. Hmm, ging es mir durch den Kopf, ich hatte schon immer mal vor, an einer Blogparade teilzunehmen. Aber umgesetzt hatte ich diese Idee noch nie.


Dann ist es wohl jetzt so weit, dachte ich. Denn vor einiger Zeit hatte ich beschlossen: Immer, wenn ich mich dabei ertappe, wiederholt bei der gleichen Sache “eigentlich sollte man mal” zu denken, dann wird die Sache in Angriff genommen. Ganz nach dem Motto von Erich Käster: “Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es.”


Und weil ich bisweilen dazu neige, ein Vorhaben zu zerdenken, schob ich ein weiteres Lieblingszitat in mein Bewusstsein “Clarity comes from engagement, not thought” von Marie Forleo. Es hatte tatsächlich eine Weile gedauert, bis ich wirklich verstanden hatte, dass man nicht alles im Vorfeld durchdenken kann. Früher habe ich an kognitive Abkürzungen geglaubt, bis ich realisiert habe, dass man Gehen eben nur durch Gehen lernt. Natürlich darf man sich ein paar strukturelle Gedanken machen, doch sich die Wege ausschliesslich im Kopf auszumalen, bringt eben keine Meter.


Los geht es also, das Komfortzonen-Training und ich schaue mir das Thema der Blogparade von Sara und Anja genauer an. Es lautet: “Was kannst du?”


HA! denke ich. HA!
Serendipity.


Sich selbst loben

Man sollte sich ruhig öfter selbst loben, hatte ich neulich erst sinniert. Natürlich haben wir alle etwas anderes gelernt: Eigenlob stinkt. Doch wer genau behauptet das eigentlich?


Alle Menschen wollen schließlich wichtig genommen werden. Warum fangen wir dann nicht bei uns selbst damit an? Wir ärgern uns, wenn wir uns von Dritten nicht ernst genommen fühlen. Und gleichzeitig nehmen wir uns selbst nicht ernst. Das soll mal einer verstehen!
Oder wie ist es zu interpretieren, wenn wir keine Hilfe annehmen können? Oder Komplimente? Wie sonst ist es zu erklären, wenn wir so viel Energie darauf verwenden, zu denken, was andere über uns denken?


Schon die Bibel sagt, dass wir unseren Nachbarn lieben (und behandeln) sollen wie uns selbst. Doch in Wirklichkeit handeln wir ganz anders. Nie würden wir mit unserem Nachbarn so unhöflich sprechen wie mit uns, nie so ungnädig, so runterputzend, so nörgelnd. Doch mit uns selbst gehen wir oft hart ins Gericht. Und da diese Tatsache weder auf den ersten noch zweiten Blick einen Sinn ergibt, scheint es doch eine gute Idee zu sein, sich einen wohlwollenden, höflichen Umgang mit sich selbst anzugewöhnen.
More friendly self-talk, please!


Ich gebe zu: Natürlich muss ich trotzdem erst einmal durchatmen bei dem Gedanken, aufzuschreiben was ich kann. Aber genau darum geht es ja. Learning better by doing. Ausserdem ist das ganze eine schöne Prophylaxe-Übung gegen das Impostoryndrom!


Impostor-Syndrom

Vom Impostor-Syndrom spricht man, wenn Menschen trotz ihrer Leistungen und Erfolge in ihrem Leben das Gefühl haben, nichts wirklich zu können und dass eigener Erfolg quasi nur auf Glück und Zufall zurückzuführen ist. Menschen mit diesem Syndrom haben oft das Gefühl, dass sie Betrüger sind (Impostor) und sie haben Angst, “entlarvt” zu werden und in Wirklichkeit nicht so kompetent zu sein, wie es scheint.


Vielleicht hat dieses Phänomen auch mit unserer Prägung und unserem kulturellem Erbe zu tun. Vielleicht haben wir einen krampfigen Umgang mit unserem Tun und unseren Gefühlen gelernt. Denn “Funktionieren” als Wert steht eher im Widerspruch zu der Aufmerksamkeit, die wir als Kinder brauchen. Möglicherweise ist das dann der Grund, warum so viele von uns dem Glaubenssatz aufsitzen, nie genug zu sein: Nicht artig genug, nicht tüchtig genug, nicht schlau genug, nicht perfekt genug… und Dinge nicht gut genug zu können.

Unter diesem Gesichtspunkt hat eine “Ich-kann-Liste” vielleicht ja sogar heilende Wirkung. Also, raus aus dem Krampf und fröhlich zusammennotiert!


Was ich also kann…

Als Generalistin mit Scanner-Ansätzen kann ich mich für ganz unterschiedliche Dinge begeistern, und diese müssen auch weder zusammenhängen noch objektiv spannend sein. Ich kann mich gut in Themen reinfriemeln und halte mich für eine manierliche Autodidaktin. Diese Tatsache ist mir zum ersten Mal in der 9. oder 10. Klasse bewusst geworden: Vor einer anstehenden Klassenarbeit im Fach Chemie wurde mir plötzlich klar, dass ich den stofflichen Anschluss absolut verpasst hatte und nicht die blasseste Ahnung besass, was es mit den “Ärmchen” auf sich hat. Es ging damals um organische Chemie und das Bindungsverhalten von Atomen. Und jedes Atom hatte “freie Ärmchen”. Äh-hem.


In einem lokalen Buchladen erwarb ich eine Art Selbst-Nachhilfebuch “Mit Mentor leichter lernen” und es war wie eine Offenbarung. Es half mir, das grundlegende Chemieverständnis zu erwerben und mir den Ärmchen-Stoff selbst beizubringen. Das Buch änderte meine Situation, es wurde zu einem “Breakeven-Point”, einem Wendepunkt, an dem das Vergnügen über die Lernpflicht siegte und mein ehrliches Interesse in den Chemieunterricht einzog. Chemie wurde daraufhin zu einem meiner Lieblingsfächer und behielt diesen Beziehungsstatus bei bis zum Abitur. Methan, Ethan, Propan, Butan!


Meine Neigung zum Reinfuchsen zeigte sich aber nicht nur im Wissenserwerb, sondern war allgemeiner Natur: Ich habe mir das Socken- und Mützen-Stricken beigebracht, bin mit selbstgenähten Pullovern in die Öffentlichkeit getreten, habe Schmuck aus Perlen gebastelt und nach dem Unterricht verkauft und Schwarz-weiss-Fotos in der Dunkelkammer vergrößert.


Damals wie heute kann ich grundsätzlich gut die Perspektive wechseln und fast alle Dinge von mindestens zwei Seiten aus betrachten. Ich kann zum Denken anregen, Impulse geben, als Thinking Partner fungieren, zwischen Parteien “übersetzen”, argumentieren, philosophieren - und inzwischen schneller merken, wenn jemand nicht will, ohne den Drang zur Missionierung zu verspüren. Ich kann begeisterungsfähig und ziemlich albern sein, mehrere Bücher gleichzeitig lesen, Radieschen pflanzen, sehr leckeren Rocky Road herstellen, einige Strophen aus Schillers Handschuh auswendig aufsagen und die schönsten Ecken in Perth benennen. Ich kann Fragen stellen, Reflexionsvorlagen basteln, Dinge und Projekte anschieben, andere (hopefully) inspirieren, Ideen produzieren und mich immer besser selbst führen. Ich kann Bilder und Grafiken (mit Adobe Express, Delle-2 und Midjouney) erstellen, lesen, schreiben und rechnen, und eine Squarespace-Website aufsetzen.


Ich kann mit Geld umgehen, Geld ausgeben und mein eigenes Aktiendepot verwalten. Ich kann immer besser das Wesentliche erkennen und danach die Weichen stellen. Ich kann auf einige sehr coole Reisen, Erlebnisse und Geschichten zurückblicken und manchmal auch die “Dots verbinden”.


Was ich gerne können würde

Es gibt natürlich so einiges (oder besser gesagt so vieles), dass ich gerne können würde, und spontan fällt mir dazu ein: Ich würde gerne singen können. Ich kann es wirklich nicht (und ich weiss, ich sollte “noch nicht” schreiben!) und der Schweiss steht mir auf der Stirn, wenn ich an den Tag zurückdenke, an dem wir einzeln mit dem Musiklehrer am Klavier standen und vor der gesamten Klasse vorsingen mussten. Es war schrecklich.


Auch heute würde ich mich nicht mal an ein Karaokemikrofon herantrauen, auch wenn ich mich manchmal dabei erwische, wie ich danach schiele. Allerdings, um genau zu sein: Einmal habe ich es doch getan. Es handelte sich um eine sehr kurze Episode (und ich war auch nicht nüchtern), in der ich mich spontan und ungefragt zu drei fremden Karaokesängern auf die kleine Bühne gestellt und einfach mitgesungen habe, weil mir das Lied so gut gefiel. Und es hat irre Spass gemacht.


Und noch etwas fällt mir ein: Ich würde gerne einen guten Kurzfilm produzieren (können) und ihn dann beim Kurzfilmfestival in Bondi Beach vorstellen. 🙌🏻


Serendipity

Ich hatte anfangs erwähnt, dass ich eigentlich über “Serendipity” schreiben wollte. Das Lustige daran ist, dass ich letztendlich genau das tue. Serendipity bedeutet “glücklicher Zufall”, und im Grunde geht es um die Idee, sich für glückliche Zufälle zu öffnen. (Egal, an welche Version des Zufalls wir glauben.)


Christian Busch hat sich umfangreich mit dem Thema Serendipity befasst. Auf seiner Suche nach Sinn und Erfolgsrezepten kam er zu folgender Erkenntnis: "...dabei habe ich festgestellt: Die spannendsten Menschen hatten gemeinsam, dass sie die Serendipität kultivieren." Viele Dinge geschehen per Zufall, aber diese Chancen zu erkennen und zu nutzen, mache eben den Unterschied aus.
Um dieses Mindset zu kultivieren, schlägt er u.a. die “Haken-Strategie” vor.

Bei der “Haken-Strategie” geht es darum, in Gesprächen mehrere Haken (oder Anker) zu setzen, um spannende Anknüpfungspunkte zu bieten. Diese Technik kann beispielsweise genutzt werden, wenn wir uns anderen Menschen persönlich vorstellen. Statt sich mit “Hallo, ich bin Ernst, der Maler” zu präsentieren, könnten wir die folgende Variante wählen “Hallo, ich bin Ernst, der Maler, interessiere mich für Quantenphysik und habe gerade angefangen, Oboe zu lernen.” Schon hat Ernst drei Anker ausgeworfen und die Wahrscheinlichkeit für einen glücklichen Zufall erhöht. Sie ermöglichen seinem Gegenüber, an dem Thema seiner Wahl anzuknüpfen: “Quantenphysik, das ist ja ein Zufall! Ich lese gerade Anton Zeilinger.”


So, und der rote Faden, den ich damit spannen will, ist folgender: An einer “Was-kannst-du-Blogparade” teilzunehmen ist doch eindeutig das Setzen eines Serendipity-Luxus-Hakens :-)


Und mit diesem Abschlussgedanken werde ich diesen Artikel nun seinem Schicksal übergeben. ”I play the ball, and now it can be thrown back” says the Trickster.

 


Was ist eine Blogparade?

Eine Blogparade ist eine Aktion, bei der ein Blogger ein Thema vorgibt und andere Blogger eingeladen werden, Beiträge zu diesem Thema auf ihren eigenen Blogs zu schreiben und zu verlinken.

 

… und worum geht´s eigentlich auf “TwoMinuteBreak”?

TwoMinuteBreak steht für die Erinnerung ans BeSINNen: Man nehme sich zwei Minuten Pause zum Gedankenlüften.

Dieser Blog ist eine Art persönliches Kreativprojekt, Scannerprojekt (Scannerproject.com), Spielwiese, virtueller Sandkasten, Persönlichkeitsentwicklungstool, Sammelstelle und Fundbüro für zusammengefasstes Wissen, Gedanken, Impulse, Fragen & Erkenntnisse sowie persönliches Zeitzeugnis und Serendipity-Vehikel ☆


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Warum wir so gestresst sind…