Warum es manchmal nicht zufrieden macht, Ziele zu erreichen

Einfache Einsichten


Zwei Frauen, ein Ziel

“Ohhh, was für ein schöner Mann!”

Patty hat einen neuen Schwarm: Liam, der Sport-Crack! Um bei ihm zu punkten, meldet Patty sich im besten Fitnessstudio der Stadt an. Ihr Ziel: Mit einer durchtrainierten Figur und coolen Sportarten Eindruck zu machen. Hochmotiviert legt sie los.


Bei ihren Sportkursen trifft Patty auf Kara, die ein ähnliches Pensum absolviert. Kara arbeitet im Homeoffice und sucht einen gesunden Ausgleich. Mehr Wohlbefinden, bitteschön - mittels Fitness und Beweglichkeit! Die Bandscheiben-Erfahrungen ihrer Kollegen möchte sie sich lieber ersparen. Und schnell merkt Kara, dass neue Sportarten sie zusätzlich motivieren.


Da Patty und Kara zeitgleich mit ihrem Sportprogramm anfangen und in einer ähnlichen Frequenz ähnliche Trainings absolvieren, befinden sich beide ein Jahr später auf auf einem ähnlich hohen Fitness-Level: Durchtrainiert, mit Jane-Fonda-Figur und Erfahrung in Bikram-Yoga-, Pole Dance- und WingTsun.

Beide haben ein ähnliches Ergebnis.

Beide haben erreicht, was sie sich vorgenommen haben.

Sind deswegen auch beide ähnlich zufrieden?

Sie sind es nicht. Patty realisiert: Ihr Schwarm findet sie leider trotz aller Anstrengungen nicht attraktiver als vorher. Was bringt es ihr also, dass sie sich jetzt auch noch zum Hiphop angemeldet hat? Oder sollte sie im Gegenteil doch noch mehr trainieren? Reicht es einfach noch nicht? Hm…


Kara allerdings ist ziemlich zufrieden: Sie hat genau das erreicht, was sie sich vorgenommen hat: Sie ist beweglicher, hat ein gutes Körpergefühl, mehr Energie. Zudem weiss sie nun, welche Art von Sport sie motiviert und welche nicht.


Der Unterschied zwischen den beiden liegt also in der unterschiedlichen Intention, mit denen sie ihre Ziele gesetzt und verfolgt haben, d.h. in der unterschiedlichen Absicht, in dem unterschiedlichen Ziel hinter dem Ziel.

Intention

Hm, denke ich, als ich Jay Shetty per Hörbuch über Intention sprechen höre. Es kommt also auf die Intention, auf die dahinterliegende Absicht von etwas an. Is ja klar, denke ich.


Auf den zweiten Blick dämmert es ein bisschen lauter: Die Erkenntnis scheint plötzlich noch simpler und noch wesentlicher zu sein. Ist das nicht genau die Erklärung für so viele kleine Dramen in unserem Leben? Der Grund, warum wir Ruhm, Geld und Ehre anstreben, um dann frustriert und verwundert festzustellen, dass uns nach erfolgreicher Mission das erreichte Ziel nicht zufrieden macht?


”If you are successful and you are not fulfilled, than that´s the ultimate failure.” sagt Tony Robbins. Hui.


Viele Menschen streben Beförderungen in ihrem Job an. Warum eigentlich? Die Frage klingt so banal, dass die meisten gar nicht darauf antworten wollen. Und dann feststellen: … gar nicht antworten können.


Warum also eine Beförderung? Ist es die neue Rolle, der neue Job an sich? Ist es die Herausforderung, etwas Neues zu lernen? Ist es einfach spannend, sich auszuprobieren, wie weit man kommt? Ist es die Idee, durch eine Beförderung wichtiger zu werden? Mehr gesehen, wertgeschätzt oder ernstgenommen zu werden? Und falls ja, von wem: Vom Vorstand, Bundeskanzler, Freunde, Fremde, Eltern?
Oder ist es einfach normal? Weil es jeder will? Jeder will sich doch weiterentwickeln, das ist der Lauf der Welt…?
Und wer sagt das nochmal?


Das Spiel kann natürlich weitergesponnen werden. Falls die Antwort lautet: “Um mehr Geld zu verdienen”, können wir uns auch hier die Frage stellen, warum mehr Geld für uns relevant ist.


Immer, wenn wir unbewusst andere Menschen in unsere Intention, unsere Absicht, einbeziehen (z.B. in unserem Ziel, ernstgenommen zu werden oder Ansehen zu erreichen), dann hilft es, sich darüber klar zu sein, dass dieses Vorhaben eben schiefgehen kann. Denn wir wissen ja: Endgültigen Einfluss haben wir nur auf uns selbst und nicht auf andere. Unsere Fernbedienung funktioniert nur für uns selbst. Und so liegt es am Ende einfach nicht in unserer Macht, was andere denken oder tun.
So einfach.

So what: Was bringt nun diese Erkenntnis?

Grundsätzlich sind wir natürlich frei in der Wahl unserer Motivation oder besser gesagt in der Wahl, etwas zu tun oder zu lassen. Es ist jedoch hilfreich, wenn wir unsere eigenen Motivation-Muster und Intentionen kennen, damit wir sicherstellen, dass wir am Ende nicht erfolgreich, aber freudlos sind. Wir können dann vermeiden, falsch abzubiegen oder einen Weg einzuschlagen, der gar nicht für uns vorgesehen ist.

Ein kleines Plädoyer also dafür, dass wir uns selbst besser kennenlernen und unsere Intentionen hinterfragen. Warum möchte ich etwas tun? Tue ich es für mich? Oder tue ich es für andere?
Wer sich besser kennt, kann eben besser handeln. Und ich glaube daran, dass wir uns alle einen Gefallen tun, wenn wir mehr in Verbundenheit mit unseren eigenen Werten handeln, als nach den Werten anderer - vor allem, wenn diese im ungünstigsten Fall sogar im Widerspruch zu den unseren stehen.

Epilog

Ich kann mich noch an ein Gespräch erinnern, als ich ca. 6 oder 7 Jahre alt war: Mein Vater und sein Freund unterhielten sich über einen dritten Bekannten. Dieser hatte bei seinem Arbeitgeber eine Beförderung abgelehnt mit der Begründung, dass er sonst weniger Zeit für sein Hobby hätte. Er spielte in einer Band (oder Kapelle), und die war ihm sehr wichtig. Eine Beförderung bedeutete mehr Geld und weniger Zeit; doch weniger Zeit war schlicht nicht attraktiv für ihn und deswegen lehnte er ab.


Ich erinnere mich noch, wie ich mich über diesen Dialog wunderte. Beide, mein Vater und sein Freund fanden diesen Schritt bemerkenswert. So als ob er etwas Besonderes getan hätte. Als Kind konnte ich das Besondere nicht erkennen, ich fand es einfach logisch: Jemand hatte sich einfach für das entschieden, was ihm wichtiger war …

“Integrity (=being in harmony with ourselves) is the cure for unhappiness. Period.”

(Martha Beck)

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