Entscheidungen treffen


Du. Nervst. Dich. Selbst.

Kennst du das Gefühl… dass du an einer Entscheidung festhängst? Dass du blockierst bist, dich im Kreis drehst und irgendwann nur noch genervt von dir selber bist? Und dass diese vor sich hin wabernde Entscheidung - wie ein innerer Stausee - jeglichen Flow in deinem Leben verhindert?

Willkommen im Club!
Es ist übrigens ein gutbesuchter Club, denn Entscheidungen bringen uns alle mal ins Straucheln. Und genau darum geht es hier:
Wie kommen wir da raus - und wieder in Bewegung?

Wie gelingt es, Entscheidungen zu treffen, ohne dabei sämtliche Nerven zu verlieren? Oder noch verrückter: Könnte es sogar leicht gehen?

Schauen wir uns doch mal an, was die Profis vorschlagen.


Dr. Gunther Schmidt
ist Arzt und Therapeut - und hat schon viele Menschen in Entscheidungssituationen begleitet. In einem seiner Vorträge fasst er spannende Erkenntnisse und Lösungsansätze zusammen.


Was ist eine Entscheidung überhaupt?

Zuerst einmal dürfen wir uns klar machen: Entscheiden heißt nicht, zwischen richtig und falsch zu wählen. Und auch nicht zwischen super und grauenhaft. “Pest oder Lottogewinn” ist eben keine Entscheidung.
Eine Entscheidung zu treffen, bedeutet vielmehr: Es gibt mehrere ähnlich attraktive Optionen - aber wir können sie nicht gleichzeitig haben. Es gibt mehrere gute Wege, aber du kannst nur einen gehen.

Warum tun wir uns so schwer mit Entscheidungen?

Am liebsten würden wir uns eintausendprozentig sicher sein bei unseren Entscheidungen. Doch leider gibt es keine vollständige Sicherheit. Denn niemand weiss heute, was die Zukunft bringt. Und ja, im Nachhinein wissen wir es. Im Nachhinein sind alle schlauer - aber eben nicht im Vorhinein. Und das bedeutet: Wer auf vollständige Sicherheit wartet, entscheidet nie.

Im Grunde zögern wir deswegen, weil wir Angst vor dem späteren Selbsturteil haben. Ein perfektionistischer Antreiber in uns will, dass wir die optimale Entscheidung treffen, mit Garantie und risikolos. Doch wenn es am Ende anders kommt als erhofft, dann droht die innere Abrechnung: Wir befürchten die gnadenlose Kritik unseres zukünftigen Ichs.
Und genau diese Angst kann uns blockieren: Wir erstarren dann - und hängen fest.

Die Idee: Hol dein zukünftiges Selbst ins Boot

Da wir Angst vor unserer eigenen Verachtung haben - wie wäre es also damit, einen Deal mit unserem Zukunfts-Ich auszuhandeln? Sinngemäss würde sich das dann so anhören:

„Hey, Zukunfts-Ich. Ich nehme heute meinen Mut zusammen und entscheide (unter Unsicherheit!) - und du bist später bitte nicht undankbar.“

”Heyho - versprochen! Und selbst wenn es nicht klappt wie erhofft: DANKE, dass du dich getraut hast! Dass du über die Schwelle der Ungewissheit gegangen bist und für einen Erkenntnisgewinn gesorgt hast. Danke für den mutigen Schritt!”

✏️ Merke: Erkenntnis entsteht nicht vor, sondern durch die Entscheidung.


Und da ist er wieder, der große Hebel für inneren Frieden: Sich selbst Dinge ein- und zuzugestehen: Sich das Risiko zu erlauben, Entscheidungen zu treffen, ohne eine Garantie auf das gewünschte Ergebnis zu haben. Und zu akzeptieren, dass wir alle keine Hellseher sind.

Immer noch Ja, aber? - Denk an dein inneres Parlament!

So. Nehmen wir an, du hast nun eine Entscheidung getroffen. Und doch bist du nicht völlig okay. Es gibt immer noch diese nervigen Ja-Aber-Stimmen, die sich mit Genöle und Bedenken zu Wort melden.


Kein Problem, mein Gunther Schmidt. Denn eigentlich auch ganz logisch: Wenn wir “mehrere Stimmen” in uns haben - dann gleicht dieses Szenario im Grunde einem inneren Parlament. Und dort gilt: 51% der Stimmen reichen.


Mit 51% ist eine Entscheidung immer die beste Entscheidung, - die Entscheidung mit der meisten Zustimmung. Punkt. Wie in einem Parlament: Alles, was über 50% beträgt, ist die beste aller vorhandenen Lösungen - und sorgt für Handlungsfähigkeit. Und gleichzeitig ist es eben auch logisch, dass nicht alle restlichen Stimmen automatisch ins Jubeln geraten.


Und das bedeutet auch: Ambivalenz ist normal.
Denn die Werte, nach denen wir leben (wollen), stehen eben nicht logisch geordnet in einer hübschen Kette nebeneinander. Leider. Tatsächlich passiert das Gegenteil: Unsere Werte stehen häufig im direkten Widerspruch zueinander.

Wer die Vernunft hochhält, muss auf Eistorte verzichten.
Wer Vertrauen will, muss Kontrolle loslassen.
Wer Freiheit schätzt, muss Verantwortung tragen.
Wer ehrlich sein will, riskiert, Harmonie zu stören.
Und umgekehrt.

Das Tetralemma-Coaching-Tool: Wer nur A oder B denkt, verpasst womöglich C

Manche Entscheidungen klemmen nicht, weil wir zu wenig denken, sondern weil wir zu eng denken. Wir operieren gedanklich in einer “Entweder-Oder”-Schleife und übersehen dabei, dass vielleicht noch weitere Alternativen existieren.


Das Tetralemma erweitert den Denkhorizont - und schafft Platz für kreative, paradoxe oder unerwartete Lösungen. Wie der Name schon sagt, gibt es statt der ursprünglichen zwei Alternativen nämlich fünf. (Gut aufgepasst, eigentlich vier, aber am Ende sind es doch 5 :-) Und zwar:

  • Alternative 1: A

  • Alternative 2: B (also Nicht-A)

  • Alternative 3: A und B

  • Alternative 4: weder A noch B

  • Alternative 5: Die spooky-crazy abgefahrene Joker-Lösung (an die man kaum zu denken wagt)


📍 Ein Beispiel: Anna überlegt: Soll sie ein neues Jobangebot annehmen (A) oder im alten Job bleiben (B)?

So kann sie ihr Denken erweitern:


Variante 3: Was wäre eine Alternative im Sinne von “A und B”? Ist vielleicht ein Sabbatical möglich, indem sie etwas Neues (in Richtung A) ausprobiert? Eine Teilzeitvariante? Eine Pause, eine nebenberufliche Ausbildung, ein Zusatzprojekt? Oder die Entscheidung, den Job in einem Jahr zu wechseln?

Variante 4 (weder A noch B): Was, wenn weder der alte Job noch das neue Angebot die wirkliche Lösung sind? Vielleicht schlummert der wahre Wunsch im Unternehmen C? Oder in einem Branchenwechsel? Oder in einer Selbstständigkeit?

Variante 5 - THINK BIG! Was wäre eine wirklich RICHTIG coole, kühne, abgefahrene Idee für Anna? - Auszuwandern oder Surfkurse in Australien zu geben? Zu studieren, auf eine Schauspielschule zu gehen oder Tischlerin zu werden? Oder einfach mal ein Jahr lang gar nichts zu machen und die Seele baumeln lassen?

So what

Fassen wir noch einmal zusammen: Es gibt keine perfekten Entscheidungen. Und keine sicheren Entscheidungen. Diese Idee ist eine Falle, - denn wir haben einfach keinen Einfluss auf den Verlauf der Welt.

Was uns bleibt, ist, uns ein Herz zu fassen und zu gehen. Vertrauen und Mut zu kultivieren, dass dass sich der Weg unter unsere Füsse schieben wird. The dots will connect. Wir erinnern uns, dass Wege sind nicht immer linear sind, und dass wir deswegen auch gar nicht nervös zu werden brauchen.

Wir können nicht in die Zukunft schauen. Gehen wir also los und finden´s raus.

Clearity comes from Engagement, not thought.
(Marie Forleo)

 

Anhang

Weitere Reflexionsfragen:

  1. Welche Entscheidung würdest du treffen, wenn du wüsstest, dass dich in einem Jahr der Blitz trifft?

  2. Welche Entscheidung würdest du treffen, wenns einfach egal wäre?

  3. Welche Entscheidung würdest du treffen, wenn du tun könntest, was du willst - ohne Folgen?

  4. Welche Angst hält dich bezogen auf deine Entscheidung gerade gefangen:

    • Ist es z.B. die Angst davor, dich als Looser zu fühlen? Angst vor Beurteilungen anderer? Angst, dich am Ende gefangen zu fühlen? …

    Frag dich:
    —> Ist diese Angst real?
    —> Ist sie gerechtfertigt?
    —> Ist es wirklich gefährlich? Oder katastrophisierst du?

  5. Ist die Entscheidung irreversibel, unter keinen Umständen?

  6. Welchen Einfluss hat deine Entscheidung auf dein Leben in 5 Wochen, 5 Monaten, 5 Jahren?

  7. Was würdest du deiner besten Freundin raten?

  8. Welche Entscheidung fühlt sich am coolsten an, wenn du bei allen Alternativen vom best case ausgehst?

  9. Bist du gerade dabei, eine Entscheidung aus Angst zu treffen – oder aus Freude?

  10. Gibt dir der Gedanke an Entscheidung für A (alle Alternativen nacheinander einsetzen) Energie – oder zieht der Gedanke an diese Wahl dir sämtliche Energie?

  11. Musst du überhaupt eine Entscheidung treffen? Wer drängt dich?

  12. Habe ich den Glaubenssatz, dass Entscheidungen-treffen schwer ist?

 

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