Die Kunst, Dinge zu akzeptieren

Bedeutet Akzeptanz alles einfach hinzunehmen? Sich nicht zu wehren?

Angenommen, du hast für heute einen Ausflug geplant, doch entgegen der Wettervorhersage regnet es.

Was nun?

  • Du sagst den Ausflug ab oder verschiebst ihn auf einen anderen Tag

  • Du machst den Ausflug woanders hin

  • Du ziehst Regenjacke und Gummistiefel an

Was davon ist eine gute Lösung bzw. welche ist die Beste? Kann man das überhaupt sagen?

Überlegen wir weiter:

Du sagst den Ausflug ab

  • … und hast schlechte Laune. Du hattest dich so gefreut! Du wolltest da unbedingt hin! Ätzend.

  • … und hast gute Laune. Du hattest dich zwar auf den Ausflug gefreut, aber so machst du es dir einfach drinnen gemütlich: Endlich das neue Buch lesen! Und mittags Spaghetti kochen.

Du machst den Ausflug und wählst ein neues Ziel

  • … aber eigentlich willst ja gar nicht dorthin. Du hast keine Lust und ärgerst dich den ganzen Tag.

  • … dein neues Ziel hat eine freundliche Wetterprognose. Und falls es doch anders kommt, gibt es einen Indoorkletterpark. Beides cool, du freust dich.

Du ziehst deine Regenjacke und Gummistiefel an

  • … und deine Laune ist am Tiefpunkt. Wärst du doch bloss drinnen geblieben!

  • …. und ahnst, was jetzt kommt ;) … Heyho, bei Regen fühlt man sich so lebendig! Ausserdem gibt es nur schlechte Klamotten, kein schlechtes Wetter!

“There is nothing either good or bad, but thinking makes it so”
(Hamlet/ Shakespeare)

Eine Frage der Haltung: Das Akzeptanz-Mindset

Scheissegal also, ob es regnet, denn: Es kommt auf das Mindset an. Auf die Einstellung, auf die Haltung. Wenn du nicht zufällig Petrus bist, hast du keinen Einfluss auf das Wetter, unter keinen Umständen. Aber wenn du Selbstverantwortung zu deiner Haltung macht, dann hast du einen 100-%igen Einfluss auf deinen Umgang mit einer Situation.


Akzeptanz heisst: Du akzeptierst und verstehst, dass du keine Kontrolle, d.h. keinen finalen Einfluss auf die Umstände hast.
Und SelbstverANTWORTung heisst: Du hast 100 % Einfluss auf deine ANTWORT auf die Umstände.


Also, egal wie das Wetter ist, du bestimmst, was du draus machst.
Je mehr wir hadern, desto mehr Energie verschleudern wir, - wie eine aufgedrehte Heizung bei offenem Fenster. Je schneller wir uns darüber in solchen Situationen bewusst werden, desto schneller kommen wir in einen konstruktiven Modus: Was also können wir nun aus dieser Situation basteln, wenn sie nun mal da ist?

Wäre es nicht wunderbar, wenn es uns immer öfter gelänge, es so zu sehen? Egal ob es regnet oder nicht, wir hätten in beiden Fällen einen guten Tag!

 
 


Spiel des Lebens: Auf was haben wir Einfluss? Und auf was nicht?

Wir können oft Dinge, Situationen, Prozesse beeinflussen und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich etwas Bestimmtes daraus ergeben wird, d.h. dass ein bestimmtes Ergebnis eintritt.

Doch: Am Ende des Tages liegt es nicht final in unserer Hand, ob das Ergebnis auch tatsächlich eintritt.

Auf was haben wir 100%-igen Einfluss?
Und über was haben wir nicht die vollständige Kontrolle?

Dinge die du am Ende NICHT final beeinflussen und kontrollieren kannst:

  • das Wetter / die Gesellschaft / die Wirtschaft / Gesetze / Lottozahlen / Spielregeln, die andere Menschen machen / den Lauf der Welt

  • ob du die Beförderung / den Job / Ruhm, Ehre, Anerkennung bekommst

  • ob andere Menschen dich / dein Produkt / deine Rede / deine Kunst / deine Frisur mögen

  • was andere (über dich) sagen / denken / tun


Dinge, die du 100% beeinflussen kannst:

  • deine Einstellung / dein Verhalten / dein Lernen

  • wie freundlich, großzügig, geduldig, offen, hilfreich du bist und wie gut du zuhörst

  • wie du dich weiterbildest / was du liest / wie du deine Stärken weiter ausbaust / ob du um Hilfe bittest

  • wie oft du etwas versuchst / wie mutig du bist / was du machst und wie du es machst / was du sagst / wie du Dinge annimmst / wie du mit Situationen umgehst

  • die Qualität deiner Arbeit / deine Reaktionszeiten / deine Priorisierung / wie du deine Ressourcen einsetzt / wie gut deine Planungen, Prozesse, Argumente … ausgearbeitet sind.

  • wie gut du mit dir selbst umgehst.

Im Grunde ist das Spiel des Lebens wie ein grosser Flipperkasten: Wir spielen den Ball und dann nimmt er seinen Lauf. Wir drücken wild die Flipper-Hebel und glauben, damit das Spiel und alle Situationen zu beherrschen. Und je mehr wir üben, desto besser gelingt uns das sogar. Durch Training können wir lernen und die Wahrscheinlichkeiten erhöhen, bestimmte Treffer zu landen. Aber wir können nicht immer und alles vorhersehen und haben nicht immer die völlige Kontrolle darüber, was passiert.

Sich selbst akzeptieren: Be gentle with yourself

Patty zu ihrer Freundin: “Mensch, das macht doch nichts! Beim nächsten Mal schaffst du das! Du hast schon so viel erreicht! Mach dir nicht so viele Gedanken … und jetzt geniessen wir den Tag, meine Liebe!”


Patty zu sich selbst:
"Ich bin so ein Depp!! Ich werde es nie lernen! Immer verpatze ich alles. Und wie ich überhaupt aussehe, wie Miss Piggy!”


In der Bibel steht: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Doch wir verstehen den Satz oft nur in eine Richtung: Wir sollten nett zu unserem Nachbarn sein. Doch oft sind wir eben zu diesem viel netter als zu uns selbst. Dann wird auch umgekehrt ein Schuh draus: Liebe dich selbst wie deinen Nächsten.



Du hast etwas nicht so hinbekommen wie gewünscht?

  1. Das ist dann eben so (Akzeptanz!).
    Die Sache ist vorbei, sie ist Vergangenheit und nichts kann die Zeit zurückdrehen. Es ist wie es ist.

  2. Was kannst du jetzt tun?
    Die Vergangenheit kannst du nicht verändern, aber möglicherweise kannst du auf die verkorkste Situation nun reagieren. Zum Beispiel: Dich entschuldigen. Etwas reparieren. Einen neuen Versuch starten. Weiter üben. Jemanden um Rat fragen. Aus der Situation lernen. Es beim nächsten Mal besser machen … Dann mach das.

  3. Du bemerkst gerade, dass du an dir selbst herumnörgelst?
    Das ist gut, denn dann kannst du ja jetzt aufhören ;)
    Doch Achtung, die nächste Falle lauert schon: Du ärgerst dich, dass du dich ärgerst.
    Sei’s drum. Sie sind eben sehr hartnäckig, unsere Gewohnheiten, und das Umgewöhnen braucht - leider - Zeit. Auch hier ist Akzeptanz der Rat der Stunde: Akzeptieren, dass man sich gerade blöd fühlt.
    Geht auch wieder vorbei, versprochen!

  • Ein Vorschlag lautet: Einen Schritt zurücktreten und sich selbst (beim Denken) beobachten. Just observe!
    Nur beobachten, nicht bewerten, nicht analysieren. Kannst du irgend etwas körperlich spüren? Kloss im Hals, Pochen in der Brust? Und kannst du es im Körper “gedanklich einfangen”, wo es sich befindet? Wirbelt es im Kopf wie eine Horde Kreischbengel? Dann: Einfach wirbeln lassen und beobachten; und abwarten, was passiert. Mehr nicht. (Nochmal: keine Analyse, kein Verstehen-wollen).

    Dies ist leider keine Wundermethode, die per Fingerschnips hilft, - aber das Vorgehen hilft mit der Zeit. Probiert man es öfter aus, wird man feststellen: Der Ärger verpufft schneller, er löst sich schneller auf. Nicht immer, aber immer öfter.
    Und nachdem der Ärger verpufft ist, kann man auch gerne analysieren, warum man sich rückblickend so aufgeregt hat. Aber das geht eben besser mit (zeitlichem) Abstand, und nicht solange das Wasser noch kocht.

Nichts kann dir Frieden geben, nur du selbst.
(Ralph Waldo Emerson)


Let it be

… sangen die Beatles. Lass es sein. Doch wie genau geht das?

Akzeptanz heisst nicht, dass ich etwas gut finden muss.
Akzeptanz heisst, Dinge zu akzeptieren, die ich jetzt gerade nicht ändern kann.

Akzeptieren ist auch Loslassen und Loslassen heisst nicht Aufgeben. Loslassen heisst vielmehr: Frieden gewinnen, Widerstand auflösen und damit Energie sparen - für die Dinge, die ich beeinflussen kann und die wichtig und essentiell für mich und mein Leben sind.
Und es kann eben nicht alles wichtig sein: Unser Tag hat nur 24 Stunden und ein Leben 4000 Wochen, so ungefähr. Zeit und Energie sind also begrenzt.

Loslassen bedeutet nicht nur, Dinge loszuwerden, sondern auch, Dinge (da) sein zu lassen …wenn es nicht anders geht. Klingt nicht immer toll, doch wenn es nicht anders geht, geht es ja nicht anders. Jeder Widerstand gegen diese Tatsache verbrät nur kostbare Energie.
Und ausserdem: Nur weil Dinge sich aktuell nicht ändern lassen, heisst das nicht automatisch, dass sie auch immer so bleiben müssen - oder dass sie sich nicht später ändern lassen.


Die Hose passt nicht mehr? Tja, isso. Daran lässt sich jetzt gerade nichts ändern, auch mit schlechter Laune nicht. Was man tun kann: Eine andere Hose anziehen und die nächsten 6 Wochen weniger futtern. Und jetzt eben (mit Milde) akzeptieren, dass der kleine Rettungsring zu Gast ist.


Du ärgerst dich über einen umständlichen Freigabeprozess in deiner Firma? Was kannst du tun? Einen Antrag stellen, eine Beförderung für mehr Einfluss anstreben, eine Projektgruppe gründen, eine Revolte anzetteln, kündigen. Doch ist es dir das wert? Reicht deine Zeit dafür, deine Energie, deine Nerven? Falls nicht, ist die beste Lösung der Wahl: Akzeptanz. Die Situation annehmen - und die gesparte Energie in etwas stecken, dass dir Freude bringt und für dein Leben wichtig ist.


Hilfsfrage: Wie wichtig ist ein Thema für mich und wie viel Energie will ich investieren?

“Wie, du ärgerst dich einen Tag lang, wenn ein Deal geplatzt ist?” unterhielten sich neulich zwei Kollegen. “Das macht doch gar keinen Sinn. Es platzen 30 Deals im Jahr, dann hättest du ja 30 schlechte Tage!”

What you resist, persists.
(Carl Jung)


Conclusion: Kluge Zitate über das Loslassen und Akzeptieren

Dinge akzeptieren und loslassen, die wir nicht ändern können: Ja, wir wissen das doch, meistens - und trotzdem rutschen wir gerne regelmässig aus, ins Jammertal. Das Tröstliche: Wir sind nicht allein mit unseren trotzigen Gedanken - und es handelt sich auch nicht um ein neuartiges Phänomen. Die Stoiker haben sich vor 2000 Jahren bereits mit Gelassenheit, Loslassen und Akzeptanz beschäftigt und damit die Quintessenz für ein gutes Leben formuliert.

So viele kluge Menschen haben dazu geschrieben und sinniert. Tolle Gedanken und im besten Fall sofort zündend. Daher folgt hier eine kleine Auswahl motivierender Loslassen - Zitate zum Erinnern:

  • “Ich will oder “Ich werde” statt “Ich muss” nutzen

  • Es ist wie es ist.

  • Everything ist figureoutable. (Marie Forleo)
    Herausfinden, was sich aus einer Situation basteln (und lernen) lässt.

  • Wer loslässt hat zwei Hände frei

  • Lass los, was war - Akzeptiere, was ist - Hab Vertrauen in das was kommt

  • Don´t sweat the small stuff. And its all small stuff!

  • Accept your whole self, not just your best self (Scott Barry Kaufman);
    Sich selbst mit allen Eigenschaften akzeptieren.

  • Die Dinge loszulassen bedeutet nicht, sie loszuwerden. Sie loslassen bedeutet, dass man sie sein lässt. (Jack Kornfield)

  • Gelassenheitsgebet: Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. (Reinhold Niebuhr)

  • Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen. (Epiktet, Stoiker, 50 n. Chr.).
    Ebenso:
    Der Weg zum Glück besteht darin, sich um nichts zu sorgen, was sich unserem Einfluss entzieht.

 


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